MANIFESTO
DEUTSCH
Was uns als REALITÄT erscheint, ist so fragil. Nicht mehr als ein Gedanke oder eine Überzeugung, die mühelos aus dem vermeintlichen Nichts auftauchen, sich verändern und mit einem Wimpernschlag wieder verschwinden. Das, was uns als Realität erscheint, kann uns die schrecklichsten Schmerzen zufügen und die erhabensten Gefühle erleben lassen. Es inspiriert uns dazu, GESCHICHTEN zu bauen, ganze Historien, und indem wir uns mit allem, was wir haben, in sie reinschmeißen, stiften wir unseren eigenen Sinn. Und es sind wiederum diese Geschichten der Realität, die zu den Eckpfeilern werden, zwischen denen sich unsere Wahrnehmung aufspannt. Und mit jedem bisschen Hingabe, das wir ihnen einpflanzen, erschaffen wir eine Welt, die tatsächlich ein SPIEGEL der Wege unseres Geistes ist. Eines Geistes, den es danach verlangt, sich zu entfalten und zu reproduzieren. Im Gefühl der Verbundenheit mit den Dingen, die er liebt, und in dem Schmerz, den er empfindet, wenn er von ihnen getrennt wird. Wenn wir uns dafür öffnen können, Realität als eine solche Erweiterung von uns zu sehen, gewährt uns das wertvolle Einblicke darin, was der Kern dieser ganz speziellen Ausbuchtung von Leben ist, die wir darstellen. Und genau dafür finde ich das Phänomen Realität, trotz aller Unebenheiten und Grausamkeiten, die es immer wieder ausspuckt,wunderschön. Aber wir fürchten uns vor die Lücke zwischen dem, was wir als Realität wahrnehmen, und dem, was wir nicht sehen können, was die Möglichkeiten unseres Verstandes übersteigt. Die tiefere, unergründliche Wahrheit einer Welt, von der wir fühlen, dass sie weitaus komplexer ist, als alles, was wir jemals begreifen können. Dennoch sehe ich die SUBJEKTIVITÄT, durch die sich uns die Welt mitteilt, nicht als Makel oder Impotenz des menschlichen Geistes an. Im Gegenteil, ich glaube, dass es eine Verletzung unserer menschlichen Integrität und eine maßgebliche Beschneidung unseres Potenzials bedeuten würde, wenn wir versuchten, sie loszuwerden. Leider ist aber eben diese Verletzung wesentlicher Bestandteil dessen, wie unsere MODERNE GESELLSCHAFT funktioniert: Wir folgen einem Ideal objektiver Wahrheit, die noch nicht durch den beschmutzenden Einfluss unserer MENSCHLICHEN PERSPEKTIVE verfälscht wurde. Was uns, umgekehrt, blind dafür macht, dass wir ja gar nicht anders können, als immer nur unsere Wahrnehmung der Welt zu erleben. Diese Blindheit macht uns anfällig für die Idee, dass manche Perspektiven, manche Geschichten der Realität vielleicht richtiger sind als andere. Mehr noch: Sie lässt uns vergessen, dass es überhaupt so etwas wie Perspektive gibt! Und auf dieser Grundlage kann sich nun ein System der MONOPOLISIERUNG VON GEDANKEN etablieren, wo Wahrheit und Richtigkeit eine Frage der HIERARCHIE sind. Wo mensch sich an die Spitze kämpfen muss, um das nun mehr exklusive Recht zu erlangen, Realität schreiben zu dürfen. Ein Sieg, der höchstwahrscheinlich nicht mit (Auf-)Richtigkeit und Wahrheit errungen wird - sondern mit Gewalt. Und so wird dann, mit Gewalt, Realität geschrieben. Von gewalttätigen Menschen, die behaupten, dass das, was sie aus ihrer Perspektive sehen können, alles ist, was es überhaupt zu sehen gibt. Und alles menschliche Erleben, das diesen einen, spärlichen Standpunkt übersteigt, wird als falsch entkräftet. Was für eine Ignoranz. Was für eine Einbildung und Blindheit. Im Auftrag dieser boshaften Idee entmenschlichen, köpfen, versklaven, verhaften und töten Menschen andere Menschen. Weil in einer solchen Gesellschaft Identität, Integrität und Anerkennung verdient und mit Gewalt gegen andere Menschen durchgesetzt werden müssen. Das ist ein übles System, das vor allen anderen Dingen GEWALT mit sich bringt. Und dass wir unsere Gesellschaft auf diesem Prinzip, auf der Grundlage der Monopolisierung von Gedanken, aufgebaut haben, ist meiner Meinung nach das größte Verbrechen unserer Zeit. Das ist der ursprüngliche, eigentliche Faschismus. Und darum müssen wir uns kümmern, weil wir ihn noch immer reproduzieren. |
ENGLISH
What we perceive as REALITY is so fragile, not more than a thought or belief, that can easily and seemingly out of nowhere arise, change and with the blink of an eye just disappear. And yet it is so powerful to us. That which we perceive as reality can make us both suffer the most terrible pain and have us experiencing the most pleasant feelings. Through it we can build STORIES, histories even, to throw ourselves into and by doing so create meaning. They become the cornerstones of our perception and with every bit of dedication that we plant into those stories of reality we give birth to a world that really is a REFLECTION of the paths of our mind. A mind that is yearning to unfold and reproduce itself in its feelings of commitment for the things it loves and in the pain it experiences when being seperate from them. If we are open to seeing reality as this extension of ourselves, we are provided with the invaluable opportunity to get a glimpse at the core of that particular bulge of life that we represent. And this is how, despite all unevenness and cruelty that happen to occur within reality over and over again, I still find it very beautiful. And yet, we often fear the gap between that which we perceive as reality and that which we cannot see, that which goes beyond our capacity to comprehend. The deeper, unfathomable truth of a world that we sense is much more complex than anything we can ever grasp. However, I do not see the SUBJECTIVITY, through which we experience the world, as a flaw or impotence of the human mind. In fact, I believe that it is a violation of our human integrity and a crucial constriction to our potential, when we try to eliminate it. Unfortunately that very violation is essential to the workings of our MODERN SOCIETY. We follow an ideal of objective truth, not yet polluted by the bastardizing influence of our HUMAN PERSPECTIVE, that, conversely, makes us blind for the fact, that we can only ever experience our perception of the world. And that blindness makes us susceptible to the idea that some perspectives, some stories of reality might be more right than others. Even more: It can make us forget that there is such a thing as perspective at all. Based on that a system of MONOPOLISATION OF THOUGHT can be established, where truth and right(ful)ness are a matter of HIERARCHY. Where one has to make it to the top, in order to obtain the then exclusive right to writing reality. A victory that most certainly is not gained by means of rightness or truth – it is gained by matter of force. And this is how then, by means of violence, reality is written by violent people, who claim that everything, that can be seen from their point of view, is all there is to see. Invalidating all human experience that goes beyond this one, shallow view as wrong. What ignorance. What vanity and blindness. On behalf of this vicious idea people dehumanize, decapacitate, enslave, imprison and kill other people. Because in a society like that identity, integrity and validation have to be earned and imposed with force against others. It is a nasty system that promotes nothing but VIOLENCE. And having built a society based on that principle, based on that monopolisation of thought, is, in my opinion, the biggest crime of our time. It is the original fascism. And it has to be dealt with, because we are still reproducing it. |